Geschichte
Backen aus Leidenschaft.
Unsere Mühle in Schönborn - idyllisch am Rande der Tälerdörfer gelegen -
gibt es bereits seit dem 14. Jahrhundert. Urkundlich erwähnt wurde sie
erstmals 1561. Viele Eigentümer wechselten seitdem. Im Besitz der Familie
Riedel ist sie, seit mein Urgroßvater Armandus Riedel sie am
20. November 1890 für 16.500 Mark ersteigerte. Seither wurde die Mühle
viermal weiter vererbt: Armandus Riedel übertrug die Mühle zunächst
seinen Sohn Arno. Als dieser im 1. Weltkrieg fiel, musste sein Bruder Albin
die Mühle weiterführen. Dieser übergab Mühle und Landwirtschaft 1951
an seinen ältesten Sohn Helmut. Trotz einer Unterschenkelamputation als
Folge des 2. Weltkrieges wurde das Handwerk von ihm mit viel Geschick,
Geduld und Liebe weitergeführt. Als mein Vater Helmut 1987 verstarb,
stand ich mit erst 22 Jahren vor der Aufgabe, die Mühlengeschäfte als
Müller zu übernehmen.
Die Idee, eine Mühlenbäckerei zu gründen, entstand erst später aus der wirtschaftlichen Situation der Mühlen nach der politischen Wende
1989. Bis dahin war staatlich geregelt, welche Bäckereien von welchen Mühlen beliefert wurden. Da unsere Mühle nur eine Leistung von 3
Tonnen erreichte, konnten wir mit der Preisgestaltung der Großmühlen nicht mithalten. Die Bäckereien wechselten nach und nach zu
anderen Lieferanten, deren Vorteil auch darin bestand, dass sie das Mehl in die Silos der Abnehmer einblasen konnten.
So sah ich mich gezwungen, über Alternativen nachzudenken. Brot
mit dem eigenen Mehl selber zu backen erschien naheliegend. Meine
Mutter Erna Riedel schürte bereits damals mehrmals im Jahr zu
besonderen Anlässen unsere alten transportablen Hausbackofen
an, um mit leckerem Brot die Verwandschaft zu erfreuen. Also
folgte ich ihrem Beispiel und probierte mein Glück. Ich ließ mich
von Bäckermeister Kühnlenz und Bäckermeister Langheinrich aus
Neustadt/Orla in das Bäckerhandwerk einführen.
Viele Backversuche in der heimischen Küche folgten, mit mehr oder weniger großem Erfolg. Nach und nach gelang es mir, ein sehr
schmackhaftes Brot aus dem selbst vermahlenen Roggenmehl herzustellen. Schnell sprach sich herum, dass es bei Riedels ein sehr leckeres
Bauernbrot gab. Daher vertraute ich meinem Können und baute 1991 unseren alten Pferdestall zu einer Backstube um, ein größerer
zweistöckiger transportabler Backofen aus Sonntag-Mühle Weltwitz kam dabei zum Einsatz.
Schnell stellte sich heraus, dass dieser Backofen der ständig wachsenden Nachfrage nach unserem holzofengebackenem Bauernbrot aus
Natursauerteig nicht genügen konnte. Daher entschloss ich mich, einen festen Backofen mit Holzbefeuerung zu errichten. Ich bin dankbar,
dass ich einen sehr erfahrenen Backofenbauer aus Oberfranken für dieses Bauvorhaben gewinnen konnte, der bereits Öfen in der Hofpfisterei
München mitgebaut hatte.
So werden nun unsere Brote seit 1993 in dem “neuen alten” Backofen gebacken.
Die Besonderheit dieses Backofens besteht darin, dass dort, wo das flackernde
Holzfeuer die Schamottsteine erhitzt, nach einer Reinigung mit einem feuchten
Lappen auch die Brote eingeschoben werden. Das verleiht den besonderen
Geschmack. Jedes einzelne Brot wird mit dem Schieber in den Ofen hinein- und
nach seiner Backzeit wieder herausgeschoben. Das verlangt mir ein hohes Maß
an körperlicher Anstrengung ab. Dafür ist jedes Brot mit einem
unverwechselbaren individuellen Geschmackserlebnis verbunden.
Bis zum Abschluss meiner Meisterausbildung als Bäckermeister 2002 konnten viele Jahre ausschließlich Roggenbrote und Brötchen an den
Kunden verkauft werden, sowie in der Weihnachtszeit auch Stollen.
2004 erweiterten wir unser Angebot mit Blechkuchen nach altdeutscher Art.
Gerade bei Allergikern (Weizengluten) sind unser frei geschobenes
Roggenbrot (100% Roggenmehl Typ 1150 mit Natursauerteig OHNE
Hefe) und unser Schrotbrot (50% Roggenmehl Typ 1150, 50%
Roggenschrot Typ 1790, Natursauerteig und 0,5% Hefe) sehr beliebt,
da es nur sehr wenige Bäckereien gibt, die dies anbieten können.
Für unseren eigenen Produktionsbedarf mahlen wir das Roggenmehl
sowie den Roggenschrot selbst. Der Roggen dafür wird von dem
regionalen Landwirtschaftsbetrieb Mathias Weise aus Dreba
geliefert. Für die Weizenmehlgebäcke beziehen wir Mehl aus der
Mühle Jens Gleißner aus Pöllwitz, auch ein regionaler Hersteller
handwerklicher Tradition.
In unserem kleinen Familienbetrieb beschäftige ich inzwischen 4 Mitarbeiter. Nicht an allen Wochentagen ist unsere Backstube geöffnet.
Die Mehlherstellung und die Bewirtschaftung des Holzes für die Befeuerung des Backofens fordert meine Arbeitskraft an den anderen Tagen.
Daher freuen wir uns auf Ihren Besuch an unseren Backtagen Dienstag, Mittwoch und Donnerstag bis 18:00 Uhr (Freitag nach Absprache).